Kellerkind hat geschrieben:
Germanys Next Top Leader ist darauf ausgelegt, dass man prinzipiell engagierte, mutige und frische Führungsfiguren zulässt, deren Angebot man prüft und sich dann auf dessen Seite schlägt. Das geht aber in Deutschland nicht. Hier gibt es - glaubt man "dem Volk" - keine gute Politiker.
Das liegt daran, dass jeder jedem pauschal misstraut, allem voran den Politikern, den Medien und der Wirtschaft. Jeder ist völlig überzeugt davon, dass man ihm grundsätzlich nur Schlechtes antun will. Es gibt niemals die Wahl zwischen gut und schlecht, es gibt immer nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, es gibt das kleinere der beiden Übel.
In einem solchen Umfeld ist es völlig unmöglich, Nachwuchsführer hervorzubringen, selbst wenn die Chance auf einen wirklichen Retter bestehen würde.
(Und jetzt warte ich mal auf die selbsterfüllende Prophezeiung. Mal sehen, wie lange es dauert, bis der erste sowas wie "zu recht! man kann ja auch keinem trauen" schreibt.)
Ziemlich pauschal.
Es gibt zum Beispiel eine Masse von Bürgernmeistern die sehr beliebt sind.
Je höher jemand allerdings auf der politischen Bühne steht desto anfälliger wird er für Korruption, Macht, etc. mit dem Resultat das auch das Vertrauen schwindet.
Es lebt sich in der großen Welt der Bundespolitik viel einfacher wenn man mit den Mächtigen im Hintergrund kooperiert. Der Nachteil geht dann eben zu Lasten des Volkes.
Dementsprechend sind Bundespolitiker auch weniger beliebt, zumal die meisten völlig austauschbare Phrasenautomaten sind.
Schau dir die Grünen an: Eine Partei der Idealisten, kaum an der Macht alle Prinzipien über Bord geworfen - sowas schafft halt kein Vertrauen.
Beck zeichnet sich vorallem dafür aus das er bedingungsloser Gegner und entschiedener Befürworter zugleich ist.
Das will kein geistig gesunder Mensch hören.
Wenn jemand laufend gegen fiese Heuschrecken polemisiert und gleichzeitig alle Regularien für deren fressen beseitigt ist er unglaubwürdig.
Engagierte, mutige "Macher" mit eigener Meinung, ohne eigene Basis, werden entweder in kürzester Zeit vom System zurecht geschliffen oder gehen langfristig unter.
Das Problem ist nicht der Bürger der niemanden trauen will, es die Politik der niemand trauen kann.
Aber das passiert nicht. Statt dessen verfällt man in Pauschalkritik und macht dicht. Das hat mit Skepsis nichts mehr zu tun, sondern ist ablehnendes Desinteresse. Ansonsten muss man alle ernsthaft fragen, warum man freiwillig Jahrzehnte so weitermachen will. Schlimmer als die fragwürdige (Miss)Wirtschaft in der Spitze sind doch die Massen, die still mitmachen. Das Volk als freiwilliges Opfer?
Siehe dazu meine Kritik an der "Empörungskultur" im Diätenthread.
Das Volk läuft idR solange mit bis der Großteil des Volkes Benachteiligungen am eigenen Leib direkt spürt.
Das kann eine hohe Steuerlast sein, ein Polizist der ungefragt deine Wohnung betritt oder eine Fliegerbombe die gerade dein Eigenheim geplättet hat.
Daher wäre solch eine Sendung eine richtig gute Möglichkeit, der heutigen Jugend eine Stimme zu geben, "denen da oben" mal die Meinung zu sagen und im besten Fall über ein Messenmedium eine Bewegung ins Volk zu tragen, denn die Kritik ist nicht unberechtigt. Dass die CDU bereits dagegen protestiert, ist für mich ein sehr gutes Zeichen.
Aber das hat der Sendung direkt wenig zu tun.
Die Frage ist ob dadurch wirklich etwas bewegt werden kann.
Den Gedanken das System von innen zu zerschlagen oder zu ändern hatten ja schon viele, erst einmal im System gefangen beschränken sich die meisten dann jedoch darauf Gesten zu setzen und ansonsten den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Siehe wieder die Grünen, nach kurzer Zeit kollabiert der revolutionäre Geist und ordnet sich der "Realpolitik" unter.