Ich habe ihn mir durchgelesen und muss taht zustimmen, dass 2/3 davon Polemik sind. Der erste Absatz ist recht interessant, danach bringt der Autor seine wirtschaftspolitischen Ansichten, die nicht "wirtschaftsorientiert" sind. Das heißt die Ansichten sind sehr sozialdemokratisch angehaucht.
Die Punkte die ich bei dem Richebächer-Text wichtig finde:
> Greenspans Politik des "billigen" Geldes für alles und jeden hat riesige Kreditblasen geschaffen, welche mittlerweile z.T. geplatzt sind
> Schwindende Profite in der Realwirtschaft, daher anwachsen des Finanzsektors welches dem Anlagekapital höhere Renditen versprach
> Die US Wirtschaft ist zu stark auf (eigenen) Konsum ausgerichtet, daher das Handelsbilanzdefizit
> Die Masseneinkommen gehen zurück, die Einkommen der Oberschicht steigen, das derzeitige Wohlstandsniveau und Konsumverhalten (>Wirtschaftswachstum) wird nur mittels weiterer Verschuldung (> Überschuldung) gehalten
> Das US Wirtschaftswachstum der letzten Jahre war nicht nachhaltig, Blasen-Wachstum durch Greenspans Geldschwemme und Verschuldung der Haushalte (u.a. ermöglicht durch Hypotheken auf Hundehütten)
Das sind keine wirtschaftspolitischen Ansichten eines Sozialdemokraten sondern schlicht eine Abbildung der US-amerikanischen Realität - und die sieht düster aus.
Was ist also deiner Ansicht nach "wirtschaftsorientiert"?
Noch mehr Geld drucken?
Noch mehr Blasenwachstum?
Und wie du weißt, bin ich konservativ eingestellt. Und Sozialdemokraten waren schon immer schlechte Wirtschafter im Vergleich zu den Konservativen. Sieht man auch an den Tiraden unseres Finanzministers gegen Off-Shore-Steuerländer und die Politik von Obama
Herje.
1. Steinbrück ist kein Sozialdemokrat sondern ein Konservativer.
2. Deine albernen links/rechts-Pauschalisierungen gehen mir auf die Nerven
3. Was ist an Off-Shore-Steueroasen gut bzw. Wohlstandsfördernd?
Und wenn ich schon gerade dabei bin, ein Post stand noch offen zur Beantwortung:
Also auf der einen Seite hätte man Fannie/Freddie stärker regulieren müssen, weil das Problem hat nicht mit den Banken angefangen, sondern mit der Vergabe von Hypotheken. Damit hätte man die Rezession abwenden können und eine Weltwirtschafts"krise" verhindern können. Auch wenn das jetzt zum wiederholten Mal kommt ist der Ursprung des Problems.
Siehe oben, bzw. gefühlte 1000 mal hier bereits geschrieben, die durch die Hypotheken ermöglichte Weiterverschuldung der US Privathaushalte hat ein entsprechend hohes Wirtschaftswachstum erst ermöglicht.
Die Regierung Bush bzw. Greenspan waren ja nicht völlig bescheuert und haben sich bei ihrer Geldpolitik etwas gedacht...
Wie wollten nun die Republikaner Wirtschaftswachstum generieren?
- mit "No Child Left Behind": Einem Regierungsprogramm zur Steigerung der Bildung in den USA, durch einheitliches Standardtests zur Evaluierung und Optimierung von Leistungen von Schülern, da es in den USA durchaus Bildungsdefizite von Region zu Region gibt. Da man mit Bildung die Grundlage für zukünftigen Wirtschaftswachstum legt.
Hört sich vernünftig an, aber nicht sehr innovativ.
- der "Visions for Space Exploration": Einem Kennedy-ähnlichen Regierungsprogramm, das anstelle des Mondes den Mars als nächstes Ziel der bemannten Weltraumfahrt anvisiert. Durch dieses Programm konnte man Wissenschaftler und Ingenieure in Arbeit bringen und Wirtschaftsleistung steigern. In den Zeiten von 2001 bis 2009 hat man mehr über den Mars herausbekommen als zuvor (siehe Wasser und potentiellen Lebens)
1. Wer bezahlt das?
2. Gibt es sicher andere, günstigere Möglichkeiten einige Tausend Wissenschaftler zu beschäftigen
3. Wirtschaftlichen Folgeeffekte dürften unverhältnissmäßig gering sein
4. Sehe ich keine Priorität weshalb man ein paar Menschen auf den Mars zum Flaggen hissen schicken muss wenn gleichzeitig Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung haben oder in Zelten leben
5. Ist das nicht fiese staats-kapitalistisches Wirtschaftspolitik die man eher von Sozen erwarten würde?
- mit einer wirtschaftlich-rentablen Umweltpolitik. Die Republikaner hatten erst gewartet bis der Wirkungsgrad der umweltfreundlichen Techniken so rentabel war, dass diese vermarktungsfähig worden. Man hat ja an Deutschland gesehen, was ein Vorpreschen an Umweltpolitik bedeutet - Wirtschaftsdrosselung und Minderleistung in der Wirtschaft. Da aber ab 2006 die Umwelttechnologien so einigermaßen erfolgreich und rentabel geworden sind, hat auch die Bush-Administration erkannt, das Umwelttechnologien Arbeitsplätze schaffen könnten und diese gefördert.
Das dumme daran ist nur, das "wirtschaftlich-rentable Umweltpolitik" erst dann wirklich wirtschaftlich ist, wenn für die Umwelt schon alles zu spät ist.
Und wenn derartige Technik marktfähig ist (also Mehrwerte generiert), braucht man den Staat doch überhaupt nicht.
Das Problem hingegen ist es, die Technik marktfähig zu machen, und genau das wäre die Aufgabe des Staates.
Was dein Verweis auf Deutschland angeht, klar, wir hatten keinen Nachfragemangel sondern es lag an der bösen Umwelttechnik die Einzug hatte, woran ja auch wieder die Linken schuld sind...
- die Unterdrückung von Abtreibungen und der Bekämpfung der "Homo-Ehe": Da ein Staat nur dann wachsen kann, wenn Kinder geboren werden sind Abtreibung und Schwulenehe eine evolutionsbiologische Sackgasse. Weil durch Abtreibungen kommen keine Kinder zustand und Mann-und-Mann (Schwule) und Frau-und-Frau (Lesben) sind nicht in der Lage selbst Kinder zu bekommen, sie müssten höchstens Kinder adoptieren und das ist ja keine Neuproduktion von Kindern, weil die Kinder sind ja schon da. Hier in Deutschland hat man ja beides erfolgreich implementiert und sieht was herauskommt - eine Stagnation in der Bevölkerungsentwicklung.
Mal abgesehen von der völlig absurden Idee, das Homosexualität für den Rückgang der Geburtenrate verantwortlich ist, idt eine positive demographische Entwicklung in einer auf Wachstum ausgelegten Wirtschaft sicherlich vernünftig.
Alternativ könnte man das Demographie-Problem über Einwanderung lösen, was ich angesichts der teilweisen Überbevölkerung in anderen Regionen für sinnvoller erachte.
- mit der Entwicklung von öl-unabhängigen Technologien als Konjunkturmotor für Arbeitsplätze in der Wissenschaft und Wirtschaft. "America is addicted to Oil". Mit diesem Programm, auch der Entwicklung von "Clean Coal" kann man sich auch noch unabhängig von ausländischen Staaten machen.
Nichts auszusetzen, aber auch nicht innovativ.
- mit der Senkung von Steuersätzen. Da das Kapital heutzutage mobil ist, gehen Reiche die fähig sind zu investieren in ein anderes Land um dort mit niedriegen Steuersätzen zu leben (siehe Liechtenstein, Monaco und San Marino oder die Cayman Islands). Es gibt ja konkurrierende Steuergesetzgebung. Deswegen gehen auch einige Hollywood-Stars nach Deutschland, weil hier mit Steuerabzugsmöglichkeiten (tax deductions) ein niedrigerer Steuersatz generiert werden kann als in den USA.
Tja, nur schafft das wiederum andere Probleme bei den Staatsfinanzen, z.B. dein lustiges Mars-Programm will ja finanziert werden.
Diese grenzgeniale Idee wurde ja z.B. hier auch unter Schröder umgesetzt, das Wanderkapital entlasten, die bodenständige Wirtschaft belasten.
Die Länder bleiben aber weiterhin im Wettberwerb und so entsteht ein Wettlauf um
die niedrigsten Steuersätze, die geringste Regulierung und die laxesten Sozialstandards einsetzt.
Mal abgesehen davon, das durch eine derartig niedrige Besteuerung Marktmacht/Kapitalakkumulation nicht gestoppt werden kann und so zu weiteren Ungleichgewichten am Markt führen.
Das Resultat ist der Karawanen-Kapitalismus der gerade vor sich hin scheitert und die Existenzgrundlage von Millionen Menschen zerstört hat.
- dem Irakkrieg. Jeder Krieg hat nur einen Zweck - die Wirtschaftsleistung eines Staates zu steigern. Und wenn nun als mächtigstes Land der Erde jeden Staat besiegen kann den man will nimmt man halt den ölreichen Irak (als positives Nebenprodukt des Krieges hat man dann Zugang zum Öl). Natürlich kann man das nicht so der Weltbevölkerung verkaufen, da sagt man halt, das man den Irak von einem Diktatortyrannen [Saddam Hussein] befreien will. Das ist sozusagen das Abholen eines vorhergeparkten Rohstoffes. George H. W. Bush hatte damals (1991) das Embargo gegen den Irak verhängt (nach der Invasion Kuwaits durch den Irak) und jetzt holt man sich durch George W. Bush das Öl durch den Irakkrieg wieder ab. Denn das Ernennen eines Schurkenstaates ist nur dazu da, um später sich irgendwelche Rohstoffe abzuholen, sozusagen eine Art Zugriffsbeschränkung für andere Staaten ("Wenn ihr vorher den Rohstoff abholt, gibts Probleme von uns"). Und der Terrorismus ist die größte Zugriffsbeschränkung in der Geschichte der Menschheit. Und sowas macht man um später Wirtschaftsleistung nach belieben zu steigern in dem man Handelsschranken löst - Nachhaltigkeit des Wachstums. Deswegen hat man auch Deutschland während des 2. Weltkrieges zugebombt, weil man wusste (ob als Brite, Franzose, Russe oder Amerikaner) das man Deutschland als Goldesel für wirtschaftliche Entwicklung nutzen kann. Als Zugriffsbeschränkung gelten hier die Sektorengrenze und der Einteilung Deutschland in 4 Besatzungszonen. Das Zubomben hatte auch noch den positiven Nebeneffekt, dass man durch Neubauten die Wirtschaftleistung steigern und das Verhältnis zum Feindesstaat verbessern kann. Weil man zerstört etwas um es später wiederaufzubauen.
Ok, so kann man zwar theoretisch Wirtschaftswachstum generieren, praktisch ist das allerdings nichts weiter als Raub, sprich illegal.
Und ich denke selbst der Irakkrieg ist Blasenökonomie, mittelfristig werden die Iraker einen Dreck tun und ihre Rohstoffe den Amis schenken.