- Fr 17. Jul 2009, 09:09
#694701
Ich zitiere einfach mal kackfrech aus meiner Rezi im TardisTorchwood-Forum:
SPOILER bis inklusive Day FIVE !!
Als Geschichte an sich war der Fünfteiler schockierend großartig. Es ging dabei viel mehr um die Monster hier unten auf der Erde als um jene zwischen den Sternen, und das wurde bis zur letzten Konsequenz durchgezogen. Es gab keine faulen Kompromisse, keine einfachen Lösungen, und das gibt es im Fernsehen einfach viel zu selten. Deswegen schockt es uns ja, wenn es passiert. Selbst die Erklärung, wie man den 456 letztlich zu Leibe rückte, schlägt einen wunderbaren Bogen zurück auf den Titel der Staffel; sie mag einfach erscheinen, aber sie ist logisch und fordert nochmals ein herzzerreißendes Opfer. Besser kann man´s (in Anbetracht des Budgets) nicht machen.
Es wurden gerade in genrefremden britischen Foren eine Menge Diskussionen darüber ausgelöst, was wirklich passieren würde, wenn morgen die Aliens kämen, um uns unsere Kinder zu nehmen, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Überall fangen die Leute plötzlich an, über Schulsysteme, Emigranten- und Arbeiterghettos zu reden, über den Nutzen der "unteren 10%" für die Gesellschaft. In diesem Sinne ist Children of Earth tatsächlich ein erstaunlich gelungenes Stück Fernsehgeschichte. Es hat die Menschen zum Nachdenken gebracht. Und das kommt selten genug vor. Alleine dafür gebürt dem Fünfteiler mein Respekt.
Darüber hinaus war es tatsächlich das große Event. Ich denke, niemand hier wird bestreiten, dass die vergangene Woche ganz im Zeichen von Torchwood gestanden hat. Ratings und Diskussionsbedarf haben gezeigt, dass die Idee, Torchwood als Event an fünf Tagen hintereinander auszustrahlen, funktioniert hat.
Dass es einige wenige Punkte in der Geschichte gibt, die vielleicht eher suboptimal umgesetzt wurden, ist klar. Aber im Endeffekt wiegen die vielen Dinge, die funktioniert haben, die Nachteile weit auf.
Nein, nicht die Geschichte selbst ist das Problem - es ist die Art, wie sie verkauft wurde, bzw. wie die Fans im Vorfeld an der Nase herumgeführt wurden, die jetzt bei einer bestimmten Sorte Fans einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Andererseits bin ich davon überzeugt, dass Children of Earth nicht funktioniert hätte, wenn man von vorneherein klargemacht hätte, dass dies das Ende (zumindest dieses Abschnitts) sein soll. Dann hätte man sich auf diverse Dinge eingestellt, und die schrittweise Demontage hätte nicht dieses Entsetzen ausgelöst, aus dem der Fünfteiler letztlich einen großen Teil seiner, ja, ich muss sagen, Faszination gewonnen hat.
Natürlich ist die schrittweise Auslöschung von Torchwood Cardiff starker Tobak. Natürlich ist der Tod von Ianto schrecklich. Aber das ist eben RTD. Der schert sich einen Dreck darum, ob er mit seinen Ideen Leute verletzt oder nicht. (...) Ich glaube, RTD wollte die Fans nicht ärgern, er wollte einfach nur ein perfektes, böse Ende für TW schreiben, und das hat er gemacht.
Ob wir das jetzt gut finden oder nicht, hängt davon ab, was wir erwartet haben. Und nicht davon, ob die Geschichte gut oder schlecht war. Das sollten wir berücksichtigen.
Ich für meinen Teil bin bereit, dies als das Ende von Torchwood zu akzeptieren. Die Beziehung zwischen Jack & Ianto wurde perfekt zu Ende gesponnen. Beide wussten, dass Ianto irgendwann sterben würde, und nicht an Altersschwäche. Dass es so schnell geschah, war tragisch, dramatisch. Aber es kam weder unerwartet, noch hinterlässt es ein negatives Gefühl, denn Jack und Ianto haben sich alles gesagt, was es zu sagen gab. Sie haben ihre gemeinsame Zeit gehabt, genossen und gelebt. Ianto hat eine persönliche Reise vollzogen, vom Tod seiner Cyberfreundin bis hin zur letztlichen persönlichen Akzeptanz, dass Liebe keine Grenzen kennt und man sie nicht verstecken muss.
Für Jack ist das Ganze natürlich "nur" ein weiterer Schritt auf seinem langen, langen Weg in eine ungewisse Zukunft. Denn ausnahmsweise stimmt es diesmal tatsächlich, wenn der Hauptdarsteller mit bitterer Stimme sagt, er sei an allem Schuld. Diesmal hat er tatsächlich Recht, natürlich nicht in direktem, aber indirektem Sinn.
Manche Fans sagen, er sei als Charakter nicht mehr annehmbar, aber war es nicht gerade das Opfer des eigenen, liebsten, das den Unterschied macht? Die Regierung wollte alles, nur nicht die eigenen Kinder opfern. Jack hingegen hat - gleich in der ersten Folge - nicht gezögert, als erstes in den eigenen Reihen zu fischen, Kinder zu nehmen, die ihm nahestehen. Genau das macht ihn eben zu dem Integren. Dass das ganz schrecklich und grausam ist, ist keine Frage.
Children of Earth stellt letztlich nur diese eine Frage: Überwiegen die Interessen der Mehrheit tatsächlich jene der Minderheit oder eines Einzelnen? Und sie beantwortet diese Frage auf erschreckend vielen Ebenen, auf verwirrend divergente Weise. Denn die Antwort lautet: Ja, aber ... Denn so ist das nun mal. Das ist die Realität. Man kann jetzt natürlich argumentieren, ob man die Realität als Fernsehunterhaltung braucht. Aber wenn ich mir die schleichende Ausbreitung von Volksverdummung im TV ansehe, ist mir das andere Ende der Skala einfach lieber.
Für mich liegt die Bewertung zwingend auf der Hand: 10/10.