Eisbär hat geschrieben:@taht
Ich kann sehen, lesen, hören, reden und denken.
Ich bin ja kein VWLer
Das werfe ich dir ja auch nicht vor. Aber es ist definitiv was anderes, wenn man nur das nacherzählt, was man im Fernsehen hört oder wenn man selbst/sein Bekanntenkreis davon betroffen ist. Ich erzähle dir schließlich auch nichts über die Taktikten der Bundeswehr in Afghanistan, wenn ich selbst nie dort tätig war.
Ich muss jedenfalls sagen, dass in den Medien maßlos übertrieben wird, wenn es um den Bachelor geht. Gut, vielleicht hat man nicht mehr ganz soviele Freiheiten wie früher, doch das Pensum ist definitiv zu schaffen und ich persönlich habe auch noch genug Zeit für andere Dinge (im Forum mit Sturköpfen streiten z.b.).
Die Frage aber ist, ob das Sinnvoll ist.
Zum einen, niemand weiß was der Markt morgen oder übermorgen möchte, d.h. die Arbeitskräfte die der Markt jetzt haben möchte, kann er vielleicht morgen nicht mehr gebrauchen - siehe taxifahrende Dipl. Ings..
Das ist aber nicht die Schuld der Reform. Der Arbeitsmarkt ist ständigen Veränderungen ausgesetzt. Die Wahl seines Studiengangs
allein von den aktuellen Perspektiven abhängig zu machen, ist ein unzweckmäßiges Extrem.
Zum anderen, die Verdichtung der Lehrpläne, fokusiert auf spätere Verwertung durch die Wirtschaft, das ökonomische Funktionieren.
Der Mensch ist keine Maschine, er will auch keine sein, eine ökonomisierung ist daher nur bis zu einen bestimmten Grad machbar bzw. nützlich, siehe Fords Fliessbandarbeiter.
Eben hier zeigt sich deine Unerfahrung bei diesem Thema. Natürlich soll der Prozess Internationalität und Wettbewerbsfähigkeit fördern, aber so wie du es darstellst, ist es überhaupt nicht. Studieren macht nach wie vor Spaß und der Leistungsdruck vor Klausuren ist mit anderen Studiengängen sicherlich vergleichbar.
Die Lehrpläne sind auch nicht anders als bei Diplomstudiengängen, nur dass man eben etwas weniger Zeit dafür hat. Aber wie schon erwähnt, das Pensum ist schaffbar und wer es im Bachelor nicht packt, hätte auch im alten System seine Probleme gehabt.
Mal abgesehen davon, finde ich es auch äußerst vorteilhaft, wenn man eben keine Langzeitstudenten mehr in der Hörsälen sitzen hat, sondern das Studium zügig durchgezogen wird. Denn das hat für alle Beteiligten Vorteile: Der Staat spart sich teure Ausbildungsförderungsmaßnahmen und muss nicht lange auf Steuereinnahmen verzichten.
Die Universitäten sparen Kosten (sowohl in der direkten Ausbildung, als auch an Kapazitäten für Hörsäle, zusätzliche Lehrkräfte, Verwaltungskosten etc.) und können diese Ersparnisse direkt in neue Projekte investieren.
Und auch der (Lang-)zeitstudent selbst wird "gezwungen" seine eigene finanzielle Belastung zu reduzieren. Denn neben den direkten Kosten (Bildungskredite, Studiengebühren, Semesterticket) entstehen ihm auch hohe Opportunitätskosten, schließlich hätte man seine Arbeitskraft in dieser Zeit auch sehr viel gewinnbringender anbieten können.
Natürlich ist das Studium eine schöne Zeit, die man soweit es geht auskosten sollte. Nur sollte das eben nicht mit einer Nutzenreduzierung der anderen einhergehen.