A Better Tomorrow
Das Hongkong-Kino der 80er bestand fast nur aus zwei Genres: Komödie und Martial-Arts, Schießereien fanden die Meisten Filmfans dort im Gegensatz zu spektakulären Kämpfen eher langweilig. Doch da war ein Mann, der eine völlig neue Art der Waffenhandhabung einführte, ein Mann, der Schießereien mit der Eleganz eines Schwertkampfes inszenieren konnte, aus simplen Schießereien etwas ganz besonders machen konnte, was überhaupt nicht mehr der langweiligen Vorstellung einer Schießerei in den Köpfen der Menschen entsprach: John Woo. Er erschuf mit seinem "A Better Tomorrow" ein komplett neues Genre: Heroic Bloodshed. Er prägte dieses Genre vor allem durch seine ganz besondere und elegante Inszenierung der Actionszenen, die nicht wenige Kritiker als "Blut-Oper" bezeichneten und durch die Themen, die er in seinem Film verarbeitete, wie Bruderschaft, Toleranz, Ehre, Freundschaft, etc. Eine Grenze zwischen Gut und Böse kann in Heeroic-Bloodshed-Filmen selten gezogen werden, so handelt auch "A Better Tomorrow" von zwei Brüdern, der Eine, Ho, ein führender Gangsterboss, der Andere, Kit, Polizist, der sich streng an die Regeln hält und natürlich nicht weiß, wie sein Bruder seine Brötchen verdient. Nach einem Verrat und drei Jahren Gefängnis will Ho sich aus dem Kriminellen Geschäft zurückziehen, doch das ist gar nicht so einfach, will ihn doch der Mann, der ihn verraten hat dazu zwingen will wieder für Ihn zu arbeiten, zudem hat sein Bruder natürlich von seiner kriminellen Laufbahn erfahren ...
Die Story ist sehr gut durchdacht, jedoch teilweise etwas langatmig, da es einigen Charakteren, vor allem Ho zeitweise an richtigen Zielen fehlt, doch größtenteils kann der dramatische Plot überzeugen. Eine Kürzung von etwa 5-7 Minuten würde dem Plot etwas mehr durchgehende Zielstrebigkeit verleihen. Die Charaktere sind tiefgründig gezeichnet, man kann in jeder Sekunde mit ihnen mitfühlen, besonders die Beziehung zwischen Ho und Kit ist sehr schlüssig und dramatisch geschrieben. Woo behandelt bereits hier seine Lieblingsthemen, so drehte sich die Story um Vertrauen, Freundschaft und Loyalität.
Der Cast überzeugt auf ganzer Linie, Overacting, wie man es in sehr vielen Hongkong-Filmen findet leistet sich hier zum Glück Niemand. Besonders Chow-Yun Fat, vor "A Better Tomorrow" eher durch TV-Soaps bekannt liefert hier als Hos Freund Mark Großes, einerseits ist sein Mark eine richtig coole Sau, die am liebsten Zahnstocher kauend den ganzen Tag Bäddies umnietet, auf der anderen Seite bringt Fat aber auch die emotionalen Momente großartig rüber, vor allem den gebrochenen Mark, der seinen Träumen nachweint spielt er großartig. Kein Wunder, dass er Woos Lieblingsschauspieler und einer der größten Actionhelden aller Zeiten werden sollte.
Die Action, nur aus Shoot-Outs bestehend ist bereits hier brachial umgesetzt, das Potential Woos ist hier schon zu jeder Sekunde der Actionszenen zu erkennen, besonders im Finale, Zeitlupe setzt er schon sehr geschickt aber etwas spärlich ein, so wie nur er es kann, doch der letzte Feinschliff fehlt noch, die Eleganz einer "Hard Boiled"-Ballerei fehlt hier noch etwas, dennoch sind die Schießereien sehr spektakulär gemacht, auch nicht so reichlich wie in späteren Filmen, aber wunderhübsch anzusehen und natürlich - wie sich das für einen Heroic-Bloodshed-Streifen eben gehört - sehr blutig inszeniert.
Insgesamt einer der wichtigsten Filme aller Zeiten, begründete er doch ein ganzes Subgenre des Actionfilms, bietet eine tolle Story, die leider manchmal etwas auf der Stelle tritt, ansonsten aber überzeugen kann, gut gezeichnete, glaubwürdige Charaktere, tolle Darsteller und tolle Actionszenen, die aber noch nicht so gut und spektakulär sind wie in späteren Woo-Meisterwerken. Großartiges Actiondrama.
8/10 Punkte.