- Fr 12. Mär 2010, 15:53
#791736
Ich hab den Film vorgestern im Kino gesehen und fand ihn ziemlich gut.
Die Anfangssequenz gefiel mir recht gut, man wird ziemlich schnell in die Handlung hineingezogen und der Blick auf die Insel wirkt visuell großartig.
Durch die zahlreichen Rueckblenden im weiteren Verlauf des Films wird der Zuschauer wohl teilweise ziemlich stark verwirrt, aber das klaert sich ja am Ende meiner Meinung nach doch recht gut wieder auf. Diese Szenen mit Leo's Ex-Frau und seiner Vergangenheit im KZ in Dachau sind zwar auch hervorragend umgesetzt, nach einiger Zeit nehmen diese aber dann doch wohl zu sehr Ueberhand und ziehen den Film ein wenig. Hier haette man sicher einige Minuten einsparen koennen.
Auch wenn manch einer das Ende sicherlich erahnen konnte - mir ist es nicht wirklich in den Sinn gekommen. Im ersten Moment fand ich dies ziemlich unpassend, da eigentlich alles, worauf der Zuschauer vorbereitet gewesen war nun voellig ueber den Haufen geschmissen werden konnte, nach kurzer Zeit konnte ich mich hiermit aber auch sehr gut anfreunden, ehrlich gesagt find ichs jetzt, wenn ich nochmal so drueber nachdenke, sehr gut, obwohl solche Twists ja nichts wirklich Neues mehr sind.
Was mich etwas stoerte war vor allem zu Beginn die Musik. Ich fand die da teilweise extremst aufgesetzt und uebertrieben. Da wird eine harmlose Autofahrt von der Kueste zur Anstalt von einer dramatischen Musik begleitet, die ueberhaupt nicht dort reinpasste. Das hat mich zu Beginn doch stark gestoert, allerdings wurde die Musik im Verlaufe des Films immer besser und ist in manchen Szenen großartig.
Die schauspielerischen Leistungen sind wirklich hervorragend. Ganz vorne steht natuerlich DiCaprio, bei dem es eigentlich wirklich traurig ist, dass so viele immer nur das Bild des erfrierenden Jacks im Atlantik bei seinem Anblick im Gedaechtnis haben. Der Kerl gehoert wirklich zu dem besten, was Hollywood zu bieten hat und das beweist er in diesem Film mal wieder. Der wirklich facettenreiche Marshall Edwards wird von DiCaprio großartig umgesetzt.
Auch Ben Kingsley ueberzeugt mit seiner Darstellung als ruhiger und vor allem auch sehr geheimnisvoller Leiter der Anstalt absolut. Mark Ruffalo als Partner von DiCaprio hat teilweise wohl zu wenig Screentime und muss in dieser in der Regel gegen DiCaprio spielen, sodass er etwas blasser bleibt, obwohl auch er sicher nicht schlecht spielt. Michelle Williams gefaellt mir in ihren wenigen Auftritten waehrend den Rueckblicken von Marshall Edwards sehr gut, absolutes Highlight ist ihre letzte Szene (die nicht nur wegen ihr absolut großartig ist).
Wie bereits leicht angeschnitten von mir, ist die stilistische Aufbereitung grandios. Die Insel vermittelt wirklich einen beklemmenden Eindruck, die Musik wird im zweiten Teil des Filmes auch immer ueberzeugender und die Kamerafuehrung ist sensationell.
Alles in allem bleibt ein ziemlich guter Film, der es meiner Meinung nach schafft, den Kinozuschauer fast die ganzen 140 Minuten zu fesseln. Insbesondere dadurch, dass das Ende noch einigen Interpretationsspielraum bietet, hinterlaesst der Film bleibenden Eindruck beim Zuschauer, da man nach dem Film wohl noch einige Zeit darueber nachdenken kann, bis man sich von einer moeglichen Interpretation ueberzeugt hat.
Lediglich die kleinen Laengen in der Mitte des Films sowie die, zumindest mich, stoerende Filmmusik an manchen Stellen und der etwas blasse Eindruck von Mark Ruffalo habe ich als Kritikpunkt anzumerken. Ansonsten hat Scorsese hier mal wieder einen absolut ueberzeugenden Film abgeliefert, dem ich 8 von 10 Punktengeben wuerde.
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