Uff, was für ein vollgepackte Folge. Und wieder absolut genial.
Ellen musste diese Woche ja ganz schön einstecken. Erst die vermutete Adoptionsgeschichte, die sich ja als noch viel schlimmer herausgestellt hat. Wie bitter zu erfahren, dass die Mutter sie abgeben wollte und ihr nie davon erzählt hat. Dann wird sie noch von einer angetrunken gekränkten Patty verstoßen und vom Chef kriegt sie noch die Suspendierung hinterher. Toll fand ich aber wie Patty nach Toms Geständnis einsehen musste, dass sie mit ihrer backstab-ambition Einschätzung über Ellen komplett daneben lag und sie Tom sogar gedeckt hat.
Und gleich als Konsequenz daraus gewinnt Ellens kleiner Kommentar über Alex ganz neues Gewicht und die devote Anwältin, der sie erst ein paar Szenen vorher mehr Verantwortung übertragen wollte, wird gefeuert. Toll wie das die faszinierende Beziehung von Patty und Ellen unterstreicht und zeigt wie viel ihr an ihrem hoffentlich-nicht-jüngeren-Ich liegt. Andererseits aber auch schade, dass Alex weg ist. Ich hatte mir schon so ein Staffel/Serienende ausgemalt, wo Patty sich völlig isoliert auf ihrem Kanzleithron wiederfindet; alle die es ernst und ehrlich mit ihr meinten hat sie von sich gestoßen oder ins Grab gebracht und sie erkennt, dass sie nur noch von langweiligen Kriechern und Speichelleckern umgeben ist. Nach Onkel Pete ist mit Malcolm schon wieder einer ihren engsten Vertrauten gestorben und Tom erwischt es als nächstes.
Bobby hat geschrieben:Die Frobisher-Story, auch wenn sie teilweise ganz unterhaltsam ist (tolles Frobisher-Make-Up, genialer Ray Fisk), find ich irgendwie fehl am Platz. Sie hat absolut keinen Bezug zum Fall und ich weiß nicht, wohin die Autoren damit wollen. Wenn Ted Danson einfach nur im Bild sein soll, dann ist das absolut schwachsinnig. Doch ich könnte mir vorstellen, dass der Schauspieler evtl. zur Polizei geht wegen Frobishers anderen Taten und Frobisher somit doch noch ein Ende im Gefängnis bekommen wird. Wäre zumindest eine tolle Idee.
Ne, das seh ich ganz anders. Auch ohne direkt inhaltliche Verknüpfungen passt sich dieser Strang thematisch hervorragend ein. Was Frobisher erzählt hat über die dunkle Seite und den Moment, wenn Leute kommen und für ein einfaches "erledigen Sie es" alle Probleme aus der Welt schaffen, gesagt hat, beschrieb hervorragend die Situation von Joe Tobin. Es macht auch nochmal deutlich wie tief die Tobins seit Staffelanfang gefallen sind. Anfangs war gerade Joe noch sehr selbstgerecht und hat seinen Vater verurteilt. Doch Louis hat ja sogar Verantwortung für sein handeln übernommen und sich umgebracht. Seine Frau und Kinder gehen stattdessen über Leichen um das Geld zu sichern und haben inzwischen viel mehr Blut an ihren Händen.
Dass Marylin Joe unwissend seine eigene Tochter umbringen lässt, hatte schon fast Shakespearsche Dimension. So viel zum Thema "lass sie nicht zu den Waisen nach Afrika gehen, da entwickelt sie nur Skrupel" aus der letzten Folge. Dass das nur ein Vorwand war, haben wir ja nun auch erfahren. Man will sie nur von der Charity fernhalten, weil die offenbar das Geldwäscheinstrument von Zedick ist und sie damit nicht in Verbindung gebracht werden darf. So finster sie aber auch geworden sind ist durch die tollen Charaktere immer noch etwas von dem Mitleid übrig, das man am Anfang mit den Tobins hatte.
Ganz große Schreibleistung ist auch der gleich mehrfache, ganz klassische retardierende Moment vor der Katastrophe. Ellen ist raus aus dem Fall, dem Job und der Familie und steht nun an einem "wie geht es weiter Moment", wo sie reflektieren muss und dazu in einer toll-atmosphärischen und ebensogut gespielten Szene Davids Geist heraufbeschwört, der ihr die Verklärung über die Familie ausredet und ihr quasi seinen Segen gibt doch für Patty zu arbeiten, wenn sie das will. Patty geht es da mit ihren Beziehungen ganz ähnlich und auch Tom hat sich plötzlich mit seinem "I am done apologizing" über den Punkt hinaus emanzipiert, den er bei den Abwerbungsversuchen aus Season 1 noch nicht überschreiten wollte. Auch er muss sich diese Frage stellen. Ganz besonders trifft dieser retardierende Moment aber Frobisher als der Schauspieler die Fassade seiner pseudo-geläuterten Vergangenheitsverklärung durchbricht und seine dunkle Seite aufdeckt. Grandios natürlich, dass das in einer seiner legendären limo-koks-fuck Szenen passiert, die hier auch noch grotesk gedoppelt kam. Dass er sich da wie immer etwas zu aufdringlich und vorpreschend verplappert hat, macht es natürlich noch interessanter. Das könnte noch spannend werden, ob er selbst daraus Konsequenzen zieht und nun eine echtere Katharsis einläutet oder ihn sein Double verpfeift.
Neben all diesen herausragend gebauten und toll verknüpften Charaktermomenten kam auch noch der Fall ein gutes Stück weiter und hatte ein paar heftige Wendungen. Und das alles ohne Logiklöcher, Längen oder unstimmige Figurenmotivationen. Damages spielt bei den Autorenleistungen derzeit in einer ganz eigenen Liga und hängt selbst die sensationelle 4. Season von Dexter nochmal ab. Das macht den wahrscheinlich Abschied nochmal schwerer, aber was immer die Kessler-Brüder als nächstes Projekt bringen steht dafür jetzt schon auf meiner Must-See Liste.
(übrigens erst heute mein comment, weil das Forum einen ähnlich langen post vorgestern beim abschicken verschluckt hat. grrr)