Was die Umfrage betrifft: Schauspielerisch stehen für mich in diesem grandiosen Cast Walton Goggins und CCH Pounder an der Spitze. Was die Sympathie für die Figuren angeht, war Lem mein Favorit, der verkörperte quasi die gute Seele des Strike-Teams. Umso mehr traf mich sein Ende im Finale von Staffel 5, vom Schockmoment vergleichbar mit Adrianas Ermordung bei den "Sopranos" (auch dort in Staffel 5).
Zum Ende von "The Shield":
Nachdem ich mir "Family Meeting" jetzt dreimal angesehen habe, ist dieses Finale zusammen mit den legendären letzten Minuten von "Six Feet Under" das beste, das ich bisher gesehen habe.
Auch wenn mir manche Nebenhandlung zu abrupt oder offen beendet wurde (den weiteren Verlauf kann man sich aber in der Regel dazudenken), ist der Schlussakt brillant gelöst worden: Einerseits logisch und konsequent, andererseits mit genügend Diskussionsstoff zu Moral und Gerechtigkeit. Bei Shane und Mara war abzusehen, dass es so tragisch ausgeht, auch Ronnies Schicksal kam letztlich nicht überraschend. Dass die Hauptfigur, der toughe "street guy", am Ende als Anzugträger endet, ist natürlich eine grandiose Schlusspointe - über die man aber nicht vergisst, dass Vic jetzt mit fast allen Schuldgefühlen durch's Leben gehen muss, die man sich denken kann. Ist zwar keine angemessene Strafe - im Gegensatz zu seinen toten oder im Knast hockenden Strike-Team-Buddys hat er ja die Möglichkeit, sich ein neues Leben aufzubauen -, aber ein Ende, das sich in moralinsaurer political correctness suhlt, hätte nicht zur Atmosphäre dieser Serie gepasst. Das Leben ist nun mal nicht immer gerecht, die bösen Jungs kommen oft genug eben doch davon.
Übrigens: Sollte keiner aus dem "The Shield"-Cast bei der nächsten "Emmy"-Verleihung nominiert werden, wäre das schlicht ein Skandal. Was vor allem Walton Goggins, CCH Pounder, Michael Chiklis und auch Michele Hicks (Darstellerin der Mara) hier gezeigt haben, gehört zum Besten, was man in den Serien der letzten Jahre gesehen hat. Gleiches gilt für mindestens drei Episoden der letzten Staffel (8, 12 und 13).
Großes Lob aber nicht nur an die Schauspieler, sondern auch an die Regisseure: Sie haben begriffen, wie intensiv die dramatischen Momente wirken, wenn man auf rührselige Hintergrundmusik verzichtet - kaum etwas stört mich bei Filmen/Serien mehr als ein pathetischer Soundtrack, der den Zuschauern quasi vorschreibt, was sie zu fühlen haben. Die völlige Stille hat den Moment, in der Claudette und ihr Team die Leichen von Shane, Mara und dem Kind entdecken, umso schockierender wirken lassen - wie auch in der Szene, in der sie Vic Shanes Abschiedsbrief vorliest oder auch der letzten Einstellung.
Der Abspann endet auf eine Weise, wie ich sie mir fast gedacht und ein wenig erhofft hatte - mit rückblickenden Szenen und einem Song, der wie die Faust auf's Auge passt:
"But it seems such a long time ago..."
Was alles über sieben Staffeln passiert ist, kommt mir im Rückblick tatsächlich vor, als wäre es lange her - dabei hab ich erst letztes Jahr mit der Serie begonnen. Werde sie mir demnächst aber auch nochma komplett ansehen, oft fallen einem dann ja noch Dinge auf, die einem beim ersten Mal entgangen sind.
Emotional wird mir "Family Meeting" noch einige Tage in den Klamotten hängen. Claudettes Geständnis gegenüber Dutch, wie es um sie steht - so schmerzhaft, und dabei doch so würdevoll inszeniert. Maras und Jacksons Leichen friedvoll nebeneinander auf dem Bett - wahrscheinlich einer der schockierendsten Serienmomente überhaupt. Vic und Claudette im Verhörraum, Shanes vorgelesener Abschiedsbrief, und dann:
"All those busts. All those confessions you got in this room, illegal or otherwise. All the drugs you got off the street tonight for ICE. You must be very proud of yourself. ... This is what a hero left on his way out the door."
Eine der besten Serien der letzten zehn Jahre hat ein würdiges Ende gefunden. "The Wire" und "The Sopranos" bleiben zwar meine Lieblinge und für mich die Maybachs unter den TV-Serien, aber in punkto Spannung und Dramatik hab ich noch nix Besseres als "The Shield" gesehen. Und es gab einige sehr bewegende Momente, vor allem die finale Szenenmontage der zweiten Staffel ist für mich ein unvergessliches Highlight, das ich mir immer wieder ansehen kann. Selten haben Bild und Musik in einer Montage eine solche Gänsehaut erzeugt, allein für diese zwei Minuten sei den Machern gedankt.
Übrigens hat in den Kommentaren zum zugehörigen youtube-Video mal jemand auf das Knopfmuster an Shanes Jacke in der letzten Szene hingewiesen - nach Abschluss der Serie könnte man tatsächlich meinen, dass da schon ein Hinweis auf kommendes Unheil versteckt wurde:
watch?v=sRMxylNaRk4
Aber wahrscheinlich bin ich nur etwas zu "Sopranos"-geschädigt, da stecken ja in etlichen Szenen irgendwelche Anspielungen oder Metabotschaften.
