- Do 10. Jun 2010, 14:08
#834280
Das Problem ist doch nicht, dass die Privaten ne "Gebühr" via Werbung kassieren. Wenn ich im Supermarkt stehe und Nudeln kaufen will, dann suche ich mir aus, was mir aus Erfahrung her schmeckt und was ich mir leisten kann oder will. Natürlich profitiert die Firma davon und kann das auf die Werbung zurückführen, nur ob der Verbraucher sich wirklich so von der Werbung beeinflussen lässt, dass er nur nach Marke kauft, bezweifle ich.
Die Öffis haben nur mit dem Problem zu kämpfen, dass sie eben zusätzlich zur GEZ auch über Werbung finanziert werden. Das ist ein Problem, aber wenn ich richtig informiert bin, hat die Politik doch auch bereits vor Monaten angekündigt, sich dieser Problematik anzunehmen. Was daraus wird und vorallem wann, steht auf einem anderen Blatt.
Worauf ich aber beharre ist die Tatsache, dass du eben bei den Privaten nicht das Angebot bekommst, dass die Öffis bieten können. Welche seriösen (!) Dokumentationen oder Reportagen laufen denn da? Außer den ach so toll produzierten Galileo-Reportagen, die auf sämtlichen Sendern wiederholt werden, ist da nichts geboten. Auch findet kaum deutsches Fernsehen statt. Wieviele deutsche Filme oder Serien laufen denn bei den Privaten? Das hat doch sicherlich keinen höheren Anteil als 5, 6 Stunden pro Sender und Woche. Der Rest der Privaten besteht aus eingekaufter US Ware, hundertfachen Wiederholungen der immer gleichen Filme, die schon seit 20 Jahren laufen und als wäre das noch nicht genug, wird man mit Gewinnspielen, Telefonabzocke, etc nur so zugepflastert.
Ich hasse das! Ich hasse es durch die Bank weg. Ich will keinen Film sehen, der alle 20 min für Werbung unterbrochen wird und ich mag keinen Film sehen, bei dem mehrfach oben oder unten am Bildrand Programmhinweise eingeblendet werden.
Wer das möchte, der soll das gern schauen. Aber zu fordern, es solle nur noch Privatfernsehen geben, ist schlichtweg Irrsinn. Seriöse Nachrichten gibt es weder bei Sat.1, noch bei RTL2 und auch nur in bedingtem Maße bei RTL. Wer allen Ernstes nur noch privates Fernsehen fordert, erklärt das TV für tot. Vorallem sollte sich jeder fragen, ob er denn selbst bereit ist, die Werbung zu sehen. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass man für die HD Kanäle zusätzlich Geld verlangt und dem Kunden die Möglichkeit verwehren will, Werbung zu überspringen.
Ich bin jederzeit bereit darüber zu sprechen, ob es die ganzen dritten Programme braucht, aber die Öffis auf nur mehr die ARD zu begrenzen, in der Hoffnung die Privaten würden den Rest schon machen, ist schlichtweg ilusorisch. Ich gehe ja schon soweit, dass ich einen öffentlich rechtlichen Sportkanal fordere, weil es genügend Sportarten gibt, die keine Beachtung finden und der eigentliche deutsche Sportkanal nichts weiter als ein Verkaufs- und Softpornosender ist. Sport ist ein Kulturgut, nur findet es nicht wirklich statt (im TV). Außer den Großereignissen oder populären Sportarten gibt es dort nichts. Auch der Kultur- und Theaterkanal ist an sich eine gute Sache. Man kann sicherlich darüber streiten ob es mit 3sat und arte zwei weitere Kulturkanäle geben muss. Man kann auch darüber streiten ob es wirklich Phoenix, ZDFinfo,Einsextra, etc in diesem Umfang braucht, aber all das sind Themen, die die Privaten nie abdecken würden, weil es sich für die Privaten nicht rechnet. Für die Privaten rechnet sich das aktuelle Programm schon kaum bzw orientiert man sich einzig und allein am größtmöglichen Profit.
Vielleicht sollte man eines Tages wirklich die Trennung machen und die Öffis als eine Art Pay TV anbieten. Wer sie will, der zahlt, wer nicht, der zahlt nicht. Aber ob dann all die Leute, die heuer auf die ARD und co schimpfen, wirklich gänzlich ohne sie leben könnten? Ob dann all die Leute, die House, Fringe und co sehen wollen, wirklich das Privatfernsehen so akzeptieren, wie es das bedarf, oder ob diese nicht auf das Internet oder DVD's umschwenken? Gerade diese Herausforderung wird für RTL, Pro7 und co eine ganz große werden - sich dem Internet entgegenzustellen.