Allgemeine Diskussionen & TV-Sender, die in keines der anderen Foren passen (z.B. Tele 5, Eurosport, Comedy Central)
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von Rodon
#848391
DWDL weist ab sofort werktäglich die Top-20-Quoten der 20-59-jährigen aus, denn es wird ja immer wieder gemunkelt, dass die 14-49-Gruppe irgendwann abgelöst werden könnte. Die Zahlen sind für uns Quotenfreunde durchaus interessant, die Öffis können dadurch etwas zulegen, die Privaten sacken ein wenig ab. Dennoch ist auch hier die Dominanz der Privatsender klar erkennbar, gestern waren z.B. von den 20 meistgesehenen Sendungen des Tages trotz älterer Zielgruppe nur drei öffentlich-rechtlich. Ich bin mal gespannt, ob uns da in den nächsten Tagen noch ein paar kleine Quotenüberraschungen erwarten.

http://www.dwdl.de/content/tvquoten/refzielgruppe/

Was haltet ihr von dieser möglichen Zielgruppe? Ich finde sie insofern gut, dass sie eher die Menschen abdeckt, die die höchste Kaufkraft haben, aber ich denke nicht, dass sich die Mehrheit der Sender darauf einlassen würden, profitieren würden an sich nur ARD + ZDF, bloß können diese ab 20 Uhr auch nichts mehr dran verdienen. Und eigentlich werden die Quoten ja schon in unterschiedlichste Altersgruppen gesplittet, der Werbekunde muss sich nur anschauen, was für ihn am effektivsten ist - wir kennen diese Zahlen halt nur nicht.
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von AlphaOrange
#848402
Das Experiment an sich ist sicherlich sehr interessant und diese "Referenzzielgruppe" immerhin auch gut begründet.

Aber letztlich ist es halt wie Rodon schreibt (und in einem der DWDL-Artikel steht es auch): Für die Sender und die Werbenden spielt die ganze große Zielgruppe eine eher untergeordnete Rolle. Die haben ihre spezifischen Wünsche und Kernzielgruppen.
In die haben wir bloß alle wenig Einblick, weshalb wir uns diesen Zielgruppen bedienen, um mit möglichst einfachen Mitteln den werberelevanten Erfolg vergleichen zu können (daher finde ich "Referenzzielgruppe" auch eine sehr gelungene Bezeichnung).
Ob die nun 14-49 oder 20-59 ist eigentlich einerlei. Aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtung der Sender sind die im Vergleich beide verzerrt. 14-49 stellt Sender wie etwa Sat.1 schlechter da als sie eigentlich sind, bei 20-59 ist ProSieben unterbewertet.

Mir persönlich ist (wenn ich mich für eine entscheiden müsste) die 14-49 lieber, weil sie einen engeren Bevölkerungsteil umfasst und zusammen mit der 3+ ein genaueres Abbild von der altersmäßigen Zusammensetzung der Zuschauerschaft gibt als die Kombination 20-59/3+.
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von thomasl
#848469
Ich gebe da nochmal einen kleinen Denkanstoß im Hinblick auf die Frage, wer von dieser Zielgruppen-Definition profitiert. Denn auch wenn sicherlich kaum eine Werbekampagne für eine dieser Zielgruppen geplant wird, so sind die Preise für TV-Spots - etwas vereinfacht gesagt - daran orientiert. Die Werbekunden zahlen also für die 14- bis 49-Jährigen - und bekommen die anderen Zuschauer quasi umsonst.

Nehmen wir das Beispiel "Stern TV" von gestern Abend:

1,75 Millionen 14- bis 49-Jährige
2,16 Millionen 20- bis 59-Jährige

Also trotz schlechterem Marktanteil in der neuen Zielgruppe - allein einfach weil der Umfang der neuen Zielgruppe größer ist - hätte "Stern TV" damit mehr Zuschauer für die die Werbekunden auch zahlen müssten. Bislang werden die über 50-Jährigen kostenlos erreicht.
#848486
Ich finde diesen Ansatz sehr gut und vor allem spannende und ich muss an dieser Stelle mal DWDL loben, die allein mit dieser Rubrik "Was wäre wenn ..." sowie der damit einhergehenden VÖ der Zahlen in der Referenz-Zielgruppe interessantere neue Bereiche/Themen haben, als Quotenmeter. Sowas nenne ich innovativ!
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von revo
#848501
Ich bin gegen eine Änderung der Zielgruppe, die 20- bis 59-Jährigen nähern sich nur noch mehr den alten Zuschauern an. Das mit Abstand schlimmste und ausgelutschteste Genre im deutschen Fernsehen, Krimiserien, würden davon noch weiter profitieren, während hochwertige Unterhaltungsprogramme und -(US)serien an Relevanz verlieren.
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von Hundejunge
#848512
Die paar Jahre - wen juckt's?! Sollen sie machen, ist doch schnurz.
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von Sebb.
#848518
JohnDorian hat geschrieben:
Hundejunge hat geschrieben:Die paar Jahre - wen juckt's?! Sollen sie machen, ist doch schnurz.
Revo hat Recht, dann würden sich die langweiligen Krimireihen vermehren, und gute Serien würden keine Chance mehr haben.
Hab ich mir auch gedacht. Gerade bei den Öffentlich-Rechtlichen gibts ja fast nur noch "Romanzen" oder "Krimi-serien bzw. Filme". Wenn sich sowas sogar noch auf die Privaten ausdehnen würde, wäre das echt schlimm.
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von Bug
#848530
Was ist denn das für ein armes Argument, es geht doch hier nicht um den persönlichen Geschmack von irgendjemandem, sondern um die Werbewirtschaft. Es kann mir doch keiner erzählen, dass ein 50-jähriger weniger Geld für Produkte ausgibt als ein 14-jähriger. Der kauft sich vielleicht nen Lutscher - der 50-jährige aber den Mercedes... :)
Wer ist da wohl interessanter für die Unternehmen...
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von AlphaOrange
#848531
Also bitte, Leute, was sind denn das für Argumente?
Ständig wenn mal eine Sendung schlechte Quoten hat, wird hier gejammert vonwegen 14-49 sei doch eh nicht mehr zeitgemäß und nun klammert ihr euch dran, weil ihr Angst vor dem Fernsehgeschmack älterer Zuschauer habt?
Die Sender würden im Großen und Ganzen schon in ihren Sparten bleiben.
thomasl hat geschrieben:Ich gebe da nochmal einen kleinen Denkanstoß im Hinblick auf die Frage, wer von dieser Zielgruppen-Definition profitiert. Denn auch wenn sicherlich kaum eine Werbekampagne für eine dieser Zielgruppen geplant wird, so sind die Preise für TV-Spots - etwas vereinfacht gesagt - daran orientiert. Die Werbekunden zahlen also für die 14- bis 49-Jährigen - und bekommen die anderen Zuschauer quasi umsonst.
Ist das denn wirklich so? Ich kenn mich ehrlich gesagt in der Werbewirtschaft nicht ausreichend gut aus, aber ich war davon ausgegangen, dass da hinter den Kulissen schon ganz anders gewirtschaftet wird. Dass Doppelherz sich die ältesten Sendungen raussucht und dann umsonst Werbung schaltet, kann ich mir einfach nicht vorstellen, das würde jeglichen marktwirtschaftlichen Gesetzen zuwider laufen.

Aber wenn es doch so ist: Ist die Umdefinition der Zielgruppe dann nicht der falsche Weg - oder zumindest nur ein Trostpreis bei diesem Problem?
Wäre es dann nicht sinnvoller, endlich mal diese Strukturen aufzubrechen und zu sagen: Ihr bekommt die Zielgruppe, die ihr wollt, aber zahlt auch für diese? Immerhin stecken da ja noch Werbevermarkter in der Vermittlerrolle, die aufpassen, dass die Werber nicht herummauscheln.

Letztlich würden bei einer Zielgruppe 20-59 die Firmen weiterhin für Zuschauer zahlen, auf die sie überhaupt nicht abzielen und für Zuschauer nicht zahlen, die sie mit ihren Spots erreichen wollen (man denke nur mal an Klingelton-Werbung ;) ). Eine solch schwammige Geschäftspraxis passt eigentlich überhaupt nicht zur Branche und das verwundert mich doch ziemlich.
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von Fabi
#848538
Sebb. hat geschrieben:
JohnDorian hat geschrieben:
Hundejunge hat geschrieben:Die paar Jahre - wen juckt's?! Sollen sie machen, ist doch schnurz.
Revo hat Recht, dann würden sich die langweiligen Krimireihen vermehren, und gute Serien würden keine Chance mehr haben.
Hab ich mir auch gedacht. Gerade bei den Öffentlich-Rechtlichen gibts ja fast nur noch "Romanzen" oder "Krimi-serien bzw. Filme". Wenn sich sowas sogar noch auf die Privaten ausdehnen würde, wäre das echt schlimm.
Wenn doch mehr kaufkräftige Zuschauer die Sendung sehen, warum sollte das dann nicht auch ausgewiesen werden? Darum geht es doch: Die Einschaltquote mit einer hohen Treffsicherheit bezüglich des Zielpublikums zu bestimmen. Wenn man sich dadurch an die Echtheit des Werbewertes annähert, dann kann das doch nur gut sein.

Ich weiß nicht, wo das Problem liegt. Die Gruppe der 20-59-Jährigen nähert sich - wie im Artikel gut beschrieben - dem tatsächlich kaufkräftigsten Publikum an und ist daher wirtschaftlich betrachtet die bessere Ausweisung für die Wirkung der Werbeinseln.

Die Werbetreibenden wird es natürlich extrem freuen, wenn die Werte der Referenzgruppe höher liegen. DWDL präsentiert fortan ja auf dem Silbertablett, wenn man die Leistung für zwei Millionen Zuschauer bekam, aber nur für eine Millionen zahlen musste ;). Natürlich sollte man nicht vergessen, dass die wenigsten Produkte, die beworben werden, für die gesamte Alterspyramide beworben werden. Wie bereits gesagt wurde, haben die Werbetreibenden ihre eigenen Kernzielgruppen und der Rest wird nur dankend mitgenommen. Dennoch halte ich die Referenzgruppe für richtig.
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von RickyFitts
#848567
Fabi hat geschrieben:Ich weiß nicht, wo das Problem liegt. Die Gruppe der 20-59-Jährigen nähert sich - wie im Artikel gut beschrieben - dem tatsächlich kaufkräftigsten Publikum an und ist daher wirtschaftlich betrachtet die bessere Ausweisung für die Wirkung der Werbeinseln.
Bei dieser Aussage fällt eigentlich schnell der Makel des durchaus spannenden DWDL Experiments/Denkanstoßes auf.
Die "Wirkung der Werbeinseln" erschöpft sich nämlich eben nicht in der tatsächlichen Kaufkraft des Publikums. Die Werbeindustrie ist ja nun wahrlich nicht blöd und weiß selbstverständlich, dass 50-60jährige ein ganz anderes Einkommen haben als 14-19jährige. Trotzdem sind letztere für sie viel interessanter. Denn es geht nicht darum diejenigen mit dem dicksten Geldbeutel zu erreichen, sondern die, bei denen man die größte Chance hat selbigen zu öffnen. Die über 50jährigen haben ein sehr in Gewohnheiten gefestigtes Kaufverhalten. Die Experimentierfreude neue Produkte auszuprobieren sinkt im Alter dramatisch. Oder anders gesagt: Wer seit 30 Jahren mit Ariel wäscht, lässt sich auch von einem schlecht reimenden Spee-Fuchs nichts anderes mehr einreden. Ganz anders bei den 14-19jährigen. Die entdecken gerade erst richtig die Konsumwelt und treffen nach und nach ihre Entscheidungen. Und die erste Entscheidung für eine Marke ist meist die wichtigste, denn bei der bleibt man tendenziell. Stehen sich zwei ebenbürtige Konkurrenten bei einer neuen Entscheidung gegenüber sind sie psychologisch gleichwertig. Hat sich der Käufer einmal für einen entschieden, ist dieser Gleichstand aber entwertet und an die Stelle tritt ein: "warum soll ich wechseln?" In dem Fall muss der Konkurrent ganz überwiegende Vorzüge aufweisen. Und genau das versucht ja jede Werbung zu versprechen egal ob das Produkt es am Ende einhalten kann. Umerziehung ist immer schwerer als etwas neues anzulernen. Das weiß die Werbebranche sehr gut und genau darin begründet sich das immense Interesse am jungen Publikum. Denn denen gilt es Markenbewusstsein einzutrichtern und Produktgruppen schmackhaft zu machen - selbst wenn der große Effekt erst langfristig eintritt. Aber wer für mein Produkt wenigstens ab und zu schon im schmalen Taschengeldbudget einen Platz findet, der wird den umso breiter haben, wenn irgendwann Gehälter kommen und wachsen.

Eine Verschiebung auf die Sparte 20-59 mag die Altersschiene der Kaufkräftigen besser umreißen - das muss aber nicht zwangsläufig die für Werbende interessanteste sein. Denn die 14-19 (oder 29) jährigen sind darin die am besten beeinflussbare Gruppe. Und darum geht es doch in der Werbung primär: die Beeinflussbarkeit des Kaufverhaltens, nicht die Höhe der Kaufkraft.
Wie gesagt, spannendes Experiment bei DWDL, aber in meinen Augen verkennt es diesen essentiellen Punkt der Werbewirkung.
#848629
Das Spielchen ist ja generell ganz interessant, aber ich glaube tatsächlich, dass bei dieser Diskussion die von Ricky angesprochene "Wechselbereitschaft" immer zu wenig beachtet wird. Natürlich sind Menschen in den Fünfzigern kaufkräftiger als 14- bis 19-Jährige, aber sie sind in aller Regel halt auch nicht so einfach zu beeinflussen wie die jüngeren Menschen, die Neuerungen in aller Regel offener gegenüberstehen als Ältere.

Letztendlich ist es also tatsächlich eher die Frage, ob es die Werbewirtschaft eher auf beeinflussbarere, aber über weniger Eigenkapital verfügende Menschen oder auf kaufstarke, dafür aber in ihren Gewohnheiten starrere Menschen abgesehen hat. Und genau da beginnt dann meiner Meinung nach der Punkt, an dem man nur schwer eine allgemeingültige Antwort geben kann, da es denke ich auch immer auf das Produkt ankommt. Beide Zielgruppen haben wohl ihre Schwächen und einen etwas eingeschränkten Horizont, die Gruppe der 14- bis 49-Jährigen ist zumindest für Seiten wie qm.de interessanter, da sie stärker vom Gesamtpublikum abweicht und die junge Zuschauergruppe erfasst.

Aber danke an thomas, Alpha und Ricky, die hier durchaus interessante Sichtweisen verbreiteten. Sowas war in letzter Zeit selten genug hier in diesem Forum der Fall. :roll:


Fohlen
von Cristóbal
#848665
Diskussionswürdig ist die Festlegung der werberelevanten Zielgruppe schon, allein deswegen schon, weil die Grenze von 14-49 Jahre eine strategische Erfindung von RTL ist ;-). Wobei an dieser Stelle Vermutungen wenig nützen, da bräuchte es schon eine empirische Untersuchung.

Allerdings glaube ich, dass viele Werbetreibende eine deutlich spezifischere Zielgruppe haben und auch für diese zahlen. Von daher halte ich es für ausgeschlossen, dass man die Generation 50+ quasi gratis erreicht, wie Alpha bereits infrage stellte. Genauso wenig wird Matell seine Barbie-Werbezeit auf SuperRTL geschenkt bekommen, nur weil > 14-Jährige idR kein Interesse (mehr) an dem Produkt haben dürften.
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von Twipsy
#848742
Denn die 14-19 (oder 29) jährigen sind darin die am besten beeinflussbare Gruppe. Und darum geht es doch in der Werbung primär: die Beeinflussbarkeit des Kaufverhaltens, nicht die Höhe der Kaufkraft.
Es ist ein Irrtum, dass die über 60jährigen nicht mehr mit Werbung beeinflussbar sind, allerdings muss bei der Werbung die mangelnde Wechselwilligkeit natürlich berücksichtigt werden. Ein über 60jähriger hat andere Bedürfnisse und Werte, und darauf muss man sich als Werbetreibender natürlich einstellen. Genauso sind die 14-19 jährigen auch ganz anders anzusprechen als die 20-40 jährigen.
#850538
revo hat geschrieben:Ich bin gegen eine Änderung der Zielgruppe, die 20- bis 59-Jährigen nähern sich nur noch mehr den alten Zuschauern an. Das mit Abstand schlimmste und ausgelutschteste Genre im deutschen Fernsehen, Krimiserien, würden davon noch weiter profitieren, während hochwertige Unterhaltungsprogramme und -(US)serien an Relevanz verlieren.
Du meinst "hochwertige Qualitätsunterhaltung" wie Desperate Housewives, Supernatural, Navy CIS oder Two and a Half Men? :wink:
Die Zielgruppe der Sendungen wird dadurch ja nicht kleiner, sondern nur im Verhältnis zu z.B. Krimiserien. Wenn man dein "Schreckensszenario" weiterstrickt würde dann Pro7 vielleicht die Krimiserien zeigen, die momentan auf Vox laufen - aber dafür nimmt das oben genannte dann den Platz auf einem kleineren Sender ein (wie z.B. Vox), sollten sich die Quoten wegen den paar Jährchen wirklich dramatisch ändern.
Es würde nicht unbedingt etwas verloren gehen, sondern nur den Sender wechseln. Sonst dürfte es ja auch keine Dokumentationen oder Kinderserien mehr geben.

Zudem könnte man hoffen, dass bei einer Krimi-Sättigung durch Privatsender die öffentlich-rechtlichen die ein oder andere US-Serie ins Programm nehmen und man sogar noch profitiert, weil man es dann ohne Werbung genießen kann.