Cloverfield
Auf dem Papier liest sich "Cloverfield" ja erst mal wie ein 08/15-Monsterfilm, dem ist aber definitiv nicht so, er fügt dem Genre eine völlig neue Seite hinzu, den hier sieht man nicht dabei zu, wie die Charaktere vor dem Monster weglaufen, hier flieht man selber, was dem einzigartigen Stil, den man bisher eigentlich nur aus dem Horror-Genre kannte zu verdanken ist. So werden die Ereignisse von einem Charakter per Camcorder festgehalten, was ein einzigartiges "Mittendrin statt nur Dabei"-Gefühl erzeugt. Ich bin wirklich kein Fan von Wackelkamera-Optik, aber hier passt es einfach, auch weil das Gewackele nicht aus purer Blödheit der Macher heraus entsteht, sondern schlicht und ergreifend zum Erzählstil gehört, anders würde dieser Film gar nicht funktionieren bzw. wäre nur ein ganz gewöhnlicher Monsterfilm. Auch vermittelt der Film eine ganz andere Perspektive, als man sie aus anderen Monsterfilmen gewohnt ist, wir sind nicht auf Seiten des Militärs oder der Wissenschaftler, nein, wir sind bei den Leuten, die sich vor dem Monster in Sicherheit bringen wollen, so fallen Totalaufnahmen der Kreatur flach, wir erfahren nie, was es ist oder wo es herkommt, was es will und wie man es vielleicht besiegen könnte. Der Stil wurde auch konsequent durchgezogen, es wird gespult, wir sehen immer wieder Ausschnitte von dem, was vorher auf dem Band war, in bestimmten Situationen in denen der Kameramann nicht filmen kann schaltet er die Kamera aus, oder gibt die Kamera kurzzeitig den Geist auf etc. das wurde alles wirklich sehr authentisch und glaubwürdig durchgezogen, ohne Kompromisse. Zu Beginn werden die Charaktere - trotz einer Laufzeit von nur 70 Minuten ohne Abspann - ausführlich eingeführt, sodass man auch mit ihnen mit fiebern kann, wenn sie um ihr Leben rennen, auch hier geht man sehr kompromisslos um, killt einen Sympathieträger schon ziemlich zu Beginn und auch sonst kann man nie sicher sein, wer nun davon kommt und wer nicht, sehr undurchschaubar das Ganze, hat mir gut gefallen. Die relativ unbekannten und jungen Darsteller machen ihren Job sehr gut, und können auf ganzer Linie überzeugen. Durch das hohe Tempo, dass der Film durchzieht gibt es keinerlei Längen, die Spannung wird stets auf sehr hohem Niveau gehalten. Die Effekte sind auch super geworden, man zerlegt New York allerliebst, das Monster darf sich austoben, das Militär leistet heftigen Widerstand, alles super inszeniert, und wunderhübsch anzusehen. Auch akustisch sind die Effekte ein echter Genuss (schon beeindruckend, was dieser Hobby-Camcorder drauf hat

), hier wackelt die Bude, dreht man die Anlage voll auf, auf Musik wird vollständig verzichtet, die wäre bei diesem Erzählstil auch vollkommen fehl am Platze gewesen. Das Ende überzeugt auf ganzer Linie und ist nur konsequent, ein anderes Ende habe ich zu keiner Sekunde erwartet, ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wäre es anders gekommen.
Insgesamt innovativer Monsterfilm, durchweg spannend, der Erzähltstil erschafft ganz neue Möglichkeiten, die vollends ausgeschöpft werden, die Effekte sind fett, das Tempo hoch, die Darsteller gut und die Spannungskurve stets im oberen Bereich, erstklassige Unterhaltung, einer der besten Filme, die ich in letzter Zeit sah, weshalb ich auch großzügig die
9/10 Punkte auspacke.