Nie im Leben hätte ich erwartet, dass im Kino circa zwei Stunden lang dieser Ausdruck

mein Gesicht schmücken würde, aber der Film hat mich eines Besseren belehrt.
Spoiler also Achtung!
Es kann durchaus daran liegen, dass ich 1996 erst sechs Jahre alt war und daher den Hype um den ersten Teil, insbesondere um Drew Barrymore und ihr frühzeitiges Ableben, nicht mitbekommen habe und die Eröffnungsszene, als ich den Film dann vor einigen Jahren zum ersten Mal sah, schon längst Teil der Filmgeschichte war, aber meiner Meinung nach war das Äquivalent aus dem vierten Teil sogar noch ein wenig besser. Kevin Williamson hat sich in den ersten paar Minuten wirklich selbst übertroffen. Was in dieser kurzen Zeit an Meta-Ebenen und Selbstreflexionen aufgefahren wurde, zauberte mir ein Joker-ähnliches Grinsen ins Gesicht. Es hat sich wirklich gelohnt, sich von Informationen bezüglich der Handlung weitesgehend fernzuhalten. Nachdem gleich zu Beginn zwei Killer auftauchten und kurz darauf das Stab 6-Logo aufblitzte, herrschte eine unglaublich tolle Stimmung um Kino, in dem ein erstaunlich hoher Altersdurchschnitt festzustellen war. Nach dem tollen Cameo-Auftritten von Anna Paquin und Kristen Bell, war der erste 'echte' Mord fast schon zahm, aber dank der Referenz zu Teil 1 und dem Garagentor natürlich auch sehr unterhaltsam. Generell ist Scream 4 wohl einer der besten Fanservice-Filme, die ich bisher gesehen habe. Wer Scream 1-3 noch präsent hatte, wurde permanent belohnt.
Im Zeichen der Remake-Welle war es meiner Meinung nach ein genialer Schachzug, diesen Aufhänger gleich mit in die komplette Handlung, inklusive der Morde und des Tatmotivs, einzubauen. Dafür braucht man wohl einen neuen Begriff. Meta-Remake?
Es war auch toll, dass man die Szenen aus Stab 1 mit Heather Graham noch einmal eingebaut hat (und Robert Rodriguez offizell als Regisseur genannt wurde). Wenn man konsequent ist, müsste Scream 5 dann ja mit dem Remake von Stab 1 beginnen. Wer wird dann wohl Heather Graham als Drew Barrymore als Casey Becker spielen?
Auffällig war, dass der Film an sich ,von der überzeichneten Eröffnungsszene, doch ein ganzes Stück brutaler war als die ersten drei Teile. Besonders der Mord an Olivia war einer der 'besten' - im Sinne von erschütternd - der ganzen Serie (ich weiß zwar, dass der Film ungekürzt lief, aber es kam mir so vor, als hätte man sich entschieden ein Teil des Mordes zu entfernen, da die Leiche auf wundersame Weise vom Fenster - um ein paar Innereien erleichtert - aufs Bett verfrachtet wurde).
Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die Einbindung von Kameras (samt erneueter Referenz zu Teil 1 und der Szene im Van) und dem Internet.
Die Auflösung der Morde kam recht plötzlich und unspektakulär daher, aber steigerte sich unglaublich. Dass Charlie einer der Täter war, war an sich gar nicht so schockierend, aber der Mord an Kirby war schon nicht ohne. Dass mit Jill schon wieder ein recht wahllos aus dem Hut gezaubertes Familienmitglied als Täter fungierte, gefiel mir zunächst nicht und ich hatte eigentlich auch eher mit der blonden Polizistin und Adam Brodys Charakter, dessen unspektakulärer Tod sehr verdächtig wirkte, als Täter gerechnet, aber das Finale war einfach nur genial. Nicht nur, dass die Situation fast eins zu eins dem ersten Teil entsprach, sondern vor allem die komplette 180°-Drehung, die Jill hinlegte (übrigens sehr gut gespielt von Emma Roberts). Natürlich war das alles sehr überzeichnet und ein wenig klischeehaft, aber gleichzeitig war Scream noch nie so unglaublich bösartig (der Mord an der eigenen Mutter hebt method acting auf eine ganz neue Stufe) und gesellschaftskritisch. Die letzte Einstellung 'eine amerikanische Heldin' war für mich das Highlight des Films.
Aber wie soll es nun weitergehen? Die 'neue Gang', die im Vorfeld als Nachfolger für Sidney, Gale und Dewey gehandelt wurden, sind tot und Sidney kam auch nur knapp mit dem Leben davon. Nur die blonde Polizistin hat von den neuen Charakteren überlebt. Ich hoffe auf jeden Fall innig, dass trotz der leicht enttäuschenden Einspielergebnisse und der - für mich vollkommen unverständlich - durchwachsenen Kritiken eine komplette zweite Trilogie zustande kommt.