Nochmal kurz zum Kanzlergehalt: Also wenn ein monatliches Gehalt von 18.000 Euro schon als "der Verantwortung nicht angemessen" gilt, ist die Entartung des Kapitalismus aus meiner Sicht echt weit vorangeschritten. Klar trägt unser Bundeskanzler mehr Verantwortung als irgendein Profifußballer oder Vorstandsmitglieder eines globalen Unternehmens, aber ich sehe es dann doch eher so, dass die Gehälter letztgenannter Gruppen schlicht viel, viel, viel zu hoch sind und eigentlich kaum noch greifbar für den normalen Menschen sind. Dagegen sind die 18.000 für Frau Merkel noch angemessen - schlecht geht es ihr und ihrer Familie materiell mit Sicherheit nicht. Vielleicht ist mein Gedankengang, dass auch normale Arbeitnehmer in ihren Berufen viel malochen müssen und eine hohe Verantwortung tragen, auch etwas zu platt. Aber genau deshalb weiß ich nicht, warum wir wirklich über Kanzlergehälter diskutieren, wenn es viele Menschen gibt, denen es trotz Arbeit wirklich dreckig geht.
Was Steinbrück mit seiner Äußerung bezwecken will, ist mir ehrlich gesagt nicht wirklich evident. Er hat es doch schon durch den medial aufgebauschten (und gerade von Seiten der Opposition überaus heuchlerischen) Skandal um seine Vortragshonorare nicht leicht bei der Basis der Sozen, insbesondere der eher links orientierten Lager. Das jetzt kommt doch auch wieder so rüber, als seien die größten Probleme dieses Mannes die Probleme der Elite. Und es wäre ein knappes Jahr vor der Bundestagswahl nun nicht so schlecht, wenn er allmählich mal versuchen würde, die ehemaligen Stammwähler zur SPD zurück zu holen, die ihr enttäuscht den Rücken gekehrt haben. So, befürchte ich, verschreckt man eher noch die Mitte - und so wirklich Aussicht auf eine Rekrutierung der CDU-Wählerschaft sehe ich zumindest auch nicht. Also ich wüsste echt gerne, welche Strategie er da aktuell fährt.
vicaddict hat geschrieben:Sie ist ne Frau, also kann man nur verlieren, wenn man sie angreift.
Also das Argument halte ich doch für ziemlichen Käse. Merkel ist ja nun nicht die einzige Spitzenpolitikerin, die wir zur Zeit haben. Da sehe ich wirklich auch eher das Problem der Profillosigkeit in ihr, das sie kurioserweise stärkt und ihre Gegner schwächt. Merkel ist kaum angreifbar, in der Bevölkerung sehr beliebt und macht kaum Fehler. Irgendwie hat sie es bislang immer geschafft, ihre Feinde zu entsorgen oder sonst irgendwie unschädlich zu machen. Seltsamerweise wird sie aber kaum als skrupellose Machtpolitikerin wahrgenommen, sondern vornehmlich als nette Mutti, die Probleme rational angeht. Wie auch immer sie das geschafft hat, sie macht es sehr klug. Und so negativ das von mir auch klingt: Auch ich habe einige Politiker, die ich deutlich schlimmer finde als Merkel.
Und ja, Kraft ist auch für mich die einzige echte Alternative bei den Sozen, die Merken vielleicht gefährlich werden kann. Unter Steinbrück, Steinmeier und Gabriel war Steinbrück auch für mich noch die am wenigsten beschissene Alternative und mit Gestalten wie Nahles will ich gar nicht erst anfangen.
Fohlen